Es gibt wohl kaum ein Buch, auf das ich sehnlicher gewartet habe, als auf René Redzepis Kochbuch NOMA – Time and Place in Nordic Cuisine. Meine Freundin bestellte das gute Werk Anfang November, da ich es zu meinem 30. Geburtstag geschenkt bekommen sollte. Die zweiwöchige Lieferzeit sollte sich schnell als falsch herausstellen und so konnte ich zumindest schon mal den Platz im Kochbuchregal ab Mitte November freihalten. Auch die Nachforschungen bei Amazon lieferten keine neuen Hinweise, wann und ob das gute Stück denn endlich auf meinem Schreibtisch landen wird.
Vorgestern (!!!111einself), rund 100 Tage später, bin ich endlich stolzer Besitzer des Buches. Auf rund 350 Seiten zeigt Redzepi seine Philosophie von moderner Avantgarde-Küche und begeistert mit außergewöhnlichen Kreationen. Manche dieser Gerichte sind meines Erachtens zu weit hergeholt, sie haben jedoch immer eine Berechtigung im Kontext des Buches. Redzepi kombiniert durchdacht heimische und saisonale Produkte zu originellen Gerichten. Jeder seiner Teller stellt ein kleines, geschlossenes Ökosystem dar und präsentiert das fast vergessene Bewusstsein für saisonale Lebensmittel neu. Auch wenn dieses Buch nicht unbedingt zum Nachahmen der Gerichte einlädt, regt es umso mehr zum Nachdenken an. Welche Lebensmittel gibt es wie, wann und wo in meiner näheren Umgebung. Durch die Arbeiten an meinem Kochbuch habe ich mir diese Frage des öfteren schon gestellt, sie bekommt aber in Hinsicht auf dieses Buch eine völlig neue Dimension. Ich wäre niemals auf den Gedanken gekommen, über eine rheinhessische Wiese zu spazieren um diverse Blumen, Gräser und Kräuter zum Kochen zu pflücken. Natürlich ist das ein Extrem, aber Redzepi versteht es aus dieser Philosophie heraus ein neue Küche zu entwickeln, bei dem der Respekt gegenüber dem Produkt und dem seiner Umgebung nicht größer sein könnte.
Die Aufmachung des Buches finde ich etwas anstrengend, da Rezepte und Bilder von einander getrennt sind. Durch die englische Sprache wird das hin und her blättern nicht unbedingt einfacher, was im Gegenzug aber die volle Konzentration auf jeden einzelnen Teller bewirkt.
Alles in allem bin ich sehr glücklich mit diesem Buch und der erste Eindruck ist wirklich großartig. Wahrscheinlich werde ich die volle Dimension dieses Werkes erst nach Wochen intensivster Arbeit daran verstehen. Ich freue mich darauf!